Der Juni war bis vor zwei Jahren ein wunderschöner Monat für mich. Alles blühte, die Sonne war da, und im Jahre 2006 kam im Juni Livi zu uns. Eigentlich alles perfekt.
Aber seit zwei Jahren ist alles anders. Im Juni 2008 starb meine Emma an einem wunderschönen Sommertag. Für mich unerwartet. Ich bin sicher, dass Emma es vorher wusste. Für mich war es unfassbar. Hatte ich in den Tagen zuvor doch wieder Hoffnung geschöpft und sogar Pläne geschmiedet für einen gemeinsamen Urlaub am Meer im September. Im September 2007 hatte alles recht harmlos angefangen. Wir fuhren mit den Hunden nach Südfrankreich, Emmas drittes Zuhause, wo sie jeden Tag im Meer schwimmen konnte und immer total glücklich und ausgelassen war. Dieses Mal hatte es schon auf der Hinfahrt angefangen. Emma war die ganze Fahrt trotz Klimaanlage sehr angestrengt, hechelte, war unruhig. Ich spürte, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Im Süden angekommen gingen wir erst mal an den Strand zum schwimmen. Emma schien mir etwas gestresst von der Reise, aber sonst normal. Die ersten Tage war sie leicht verwirrt, Sie hatte Probleme, zu haufen, war unruhig, wollte immer wieder raus. Dann legte sich alles etwas. Der Urlaub verlief schließlich gut. Zuhause begann eine nächtliche Unruhe. Emma musste nachts , jede Nacht, mehrmals in den Garten. Das war ziemlich Besorgnis erregend, daher gingen wir zum Tierarzt. Dort wurde nach einigen Untersuchungen Herzinsuffizienz der linken Herzklappe diagnostiziert. Sie bekam Herztabletten und alles wurde besser.
Bis zum 1. Januar 2008. Wir hatten Silvester bei meiner Familie verbracht, es war spät geworden. Emma hatte um Mitternacht das erste Mal etwas Angst vor den Böllern, während sie früher immer fröhlich im dicksten Feuerwerk im Garten herumgelaufen war. Am 1.1.08 gingen wir morgens recht spät spazieren (den Weg werde ich nie vergessen), als Emma plötzlich sich minutenlang total verkrampfte und einen starren Blick bekam. Ich war total außer mir, weil ich ja nicht wusste, was es war und versuchte, sie zu beruhigen. Sie war ganz steif und lag auf dem Weg. Mein Mann rannte den Weg zurück um das Auto zu holen, da kam Emma langsam wieder „zu sich“, obwohl sie vorher auch wach gewesen war. Sie war irritiert, etwas langsamer, lief dann aber wieder weiter. Wir waren zutiefst beunruhigt, schoben es aber auf den Stress der letzten Nacht (spät ins Bett, Aufregung usw.). Anfälle wie dieser wiederholten sich. Wir waren wieder beim Tierarzt, der auf Epilepsie oder einen Hirntumor tippte. Emma bekam ein Epilepsie-Medikament, welches ihre Frendin Bunte, die seit Kindheit an Epilepsie hatte, auch immer bekommen hatte. Die Auswirkungen dieses Medikaments waren schrecklich. Sie taumelte und schwankte und man musste sie beim Treppengehen stützen. Das war aber nötig, bis sie richtig eingestellt wurde. Emma schlief nachts nicht mehr im Bett, sondern lieber unten auf dem Sofa. Ich wachte immer auf, wenn sie unten unruhig war. Ich schlief daher stundenweise auch unten. Das ganze Frühjahr war von großer Sorge um Emma geprägt. Als sie dann noch Wassereinlagerungen hatte und die Anfälle schlimmer wurden, folgten weitere Untersuchungen beim Tierarzt. Eventuell war es doch ein Hirntumor. Ich probierte alles aus an homöpathischen Mitteln, ich suchte in Foren im Internet nach Antworten. Ich wollte nicht kampflos aufgeben. Ich war vollkommen erschöpft vor Kummer. Emma und ich, wir waren eins. Wir spürten, wenn es der anderen schlecht ging, sie spürte, wenn ich wach wurde, sie war alles für mich. Ich konnte nicht akzeptieren, dass sie so krank sein sollte. Am 6. Mai 2008 ergab ein neues Röngenbild, dass Emma einen Tumor an der Lunge hatte. Und auch vorne im Brustbereich. Krebs. Die Tierärztin machte mir aber Hoffnung, dass Emma auch damit noch bis zu drei Jahren schmerz frei leben könnte. Ich klammerte mich an diese Hoffnung. Ich sah nicht, dass Emma todkrank war. wenn ich danach und jetzt ihre Bilder ansah, wusste ich sofort, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Damals nicht. Ich wollte es nicht wahr haben.
Im Mai hatte ich noch eine Woche Urlaub, den ich nur mit meinen Hunden zuhause verbrachte. Emma hatte aber keine richtige Freude mehr am Schwimmen, am Spielen und den anderen Dingen, die sie sonst begeistert hatten. Ich war verzweifelt. Dann, an ihrem Geburtstag, war ich wieder mit Pataud und meiner Freundin laufen. Nach 50 Metern wollte Emma nicht mehr. Wir saßen weinend mit ihr im geöffneten Kofferraum. Ich hörte auf dem Heimweg ein Lied über den Tod und weinte und weinte. Ich musste mich damit abfinden, dass es nun doch dem Ende entgegen ging. Ich wollte sie ja nicht quälen. Zuhause angekommen ging Emma aber nicht ins Haus, sie wollte dort laufen. Wir gingen zu einem großen Rasen bei uns in der Nähe, wo Emma immer gerne getobt hatte und siehe da, sie lief, sie wälzte sich, sie war wieder da! Ich war so glücklich! Ab da schien es, als ob Emma sich mir zuliebe zusammenreißen würde. Sie war wieder besser dran. Es gab zwar von Zeit zu Zeit noch Anfälle, ziemlich heftig, aber ich war optimistisch. An manchen Tagen war alles super, dann wollte sie wieder nicht so weit laufen, das war okay. Wenn sie nur nicht sterben musste! Wir kauften ein aufblasbares Gästebett, damit ich nachts bei ihr im Wohnzimmer schlafen konnte. Das war immer ein ziemlicher Act, das Ding zu richten, aber es war so schön, Emma wieder bei mir zu spüren. So hatten wir noch ein paar Nächte zusammen…wie früher.
Am Morgen des 19. Juni, ich war wegen Erkältung zuhause, wachten wir um ca. 6 Uhr auf, Emma und ich schmusten noch zusammen im Bett, Livi auch, dann ließ ich die Hunde in den Garten und räumte das Bett auf. Wir frühstückten normal, ich ging mit Emma hier unten eine kleine Runde, mein Mann fuhr mit Livi spazieren. Emma ging ganz langsam. sie hatte ihr neues Geschirr mit den kleinen Rosen drauf an. Als es Richtung Rasen ging, hatte ich den Eindruck, als wolle sie dort hin, schaffte es aber nicht. Ich versprach ihr, dass wir das bald wieder zusammen machen würden. Wir gingen heim. Sie war erschöpft und legte sich im Wohnzimmer auf den Boden. Mein Mann ging zur Arbeit. Ich sagte aus im Nachhinein unerklärlichen Gründe zu ihm, „Sie will dir was sagen, du musst dich von ihr verabschieden“. Er streichelte Emma daraufhin nochmal und ging. Ich legte mich aufs Sofa um mich noch auszuruhen. Emma legte sich kurz danach rechts neben mich. Als ich ca. fünf vor acht zu ihr sah, sah ich, wie von der Wirbelsäule aus ein Schauer durch sie lief, ein Zucken, sie stand auf, drehte sich und brach zusammen. Ein heftiger epileptischer anfall. Sie war nicht ansprechbar. Dennoch rief ich ständig ihren Namen. Ich gab ihr ein Valium hinten rein. Leider entleerten sich Darm und Blase, so dass das Valium nicht wirkte. Daher gab ich ihr noch eins. Es änderte sich nichts. Ich rief meinen Mann im Auto an, meiner Mutter und Schwester zuhause und sagte „Die Emma stirbt“. Der Tierarzt, den ich auch anrief, riet zu einem dritten Valium. Ich dachte noch „Ich miss daran denken, heute Valium nachzukaufen, sonst hab ich nicht mehr genug“. Livi drehte total durch und bellte mich an, als ob sie sagen wollte „Hilf ihr doch“. Emma fing dann an, gabz hoch zu bellen, sie war aber nicht bei sich und war weggetreten. Ich rief wieder beim TA an, er sagte, ich müsse kommen. Gott sei Dank kam meine Schwester dann zu mir, obwohl sie 30 km entfernt wohnt. Sie kam, ich zog mich an während sie bei Emma blieb. Wir trugen die bellende und zuckende Emma ins Auto, in einer Decke. So fuhren wir zum TA. Mein Mann kam auch dazu. Beim TA wurde Emma in den Röntgenraum gelegt und erst mal ruhig gestellt. Der TA sagte uns, dass es nun zwei Möglichkeiten gebe: Entweder wäre wenn die Betäubung nachließe, Emma wieder normal, es könne dann aber jederzeit wirder einen solchen Anfall geben, oder der Anfall ginge weiter. Dann gäbe es keine Hoffnung. Als die Betäubung nachließ, fing Emma sofort wieder an zu zucken. Die Entscheidung war uns daher abgenommen worden. Ich wollte auch nicht, dass Emma so etwas noch einmal durchleiden müsste. Daher bekamen wir noch Zeit zum Verabschieden. Ich hielt Emma immer meine Hand vor die Nase, dass sie mich riechen konnte. Ich strichelte sie und sagte ihr nochmals wie sehr ich sie liebe und dass wir uns wiedersehen würden, dass sie die anderen grüßen solle. Dann kam der TA, er gab ihr die Spritze. Nach ein paar Sekunden war es vorbei. Emma hörte auf zu atmen, ihr Herz schlug nicht mehr. Es war, als ob sie nur darauf gewartet hätte, dass wir sie endlich gehen lassen. Es war vorbei. Dieses wunderbare Wesen hatte unsere Welt verlassen. Mein Herz brach. Emma hat nun keine Schmerzen mehr. Sie ist frei. Irgendwie war es auch trotz des Schmerzes eine Erleichterung für mich. Es gab keine Fragen mehr, ob sie zu sehr leidet, ob wir das Richtige tun, ob wir den richtigen Zeitpunkt erkennen würden usw. Wir brachten Emma zu uns nach Hause, wo wir sie aufs Sofa legten und bei ihr saßen. Livi führ mit meiner Schwester nach Hause.-Wir versbschiedeten uns nochmals richtig und es fühlte sich alles richtig an. Danach brachten wir sie zum Garten meiner Familie, wo ihr Körper nun für immer liegt.
Das ist nun seitdem der Juni für mich. Ich weiß, dass ihre Seele frei ist, dass es ihr gut geht. Es gab einige intensive Erlebnisse, die mich überzeugt haben, dass Emma weiter lebt, dass ich sie nur nicht mehr sehen kann. Das tröstet mich. Denn ich weiß, dass ich sie wieder sehen werde. Iegendwann und dass wir dann für immer zusammen sein werden. Forever with me.