…auch wenn ich dich nicht sehe, so spüre ich doch in diesen Tagen ganz oft deine Nähe. Heute vor zweieinhalb Jahren und einem Monat (!) musste ich dich gehen lassen. Auch wenn ich mich hier öfter wiederhole. Ich habe nie gedacht, dass ich auch nur einen Tag ohne dich überleben würde. Und doch bin ich hier und du nur noch ab und zu.
Ich atme, ich lebe, alles geht weiter. Die Sonne geht auf und unter, die Vögel singen, das Leben ist oft auch schön und ich kann mich an ihm erfreuen. Aber du fehlst. So sehr. Ich hatte „vorher“ immer darüber nachgedacht, ob ich den richtigen Moment erkennen würde, dich gehen zu lassen, loszulassen, ohne dich weiter zu machen. Hatte Bücher gelesen, Gespräche geführt, mit dir kommuniziert, hatte Angst. An dem Morgen, als du deinen nicht mehr enden wollenden epileptischen Anfall hattest, wusste ich es. Als es los ging und das Valium nichts nützte, wusste ich es. ich rief Mami an und sagte: „Die Emma stirbt“. Ich rief meinen Mann an und sagte es ihm auch. Livi bellte ja auch wie verrückt. Als wir zur Tierarztpraxis fuhren, war mir klar, dass du nicht lebend mit nach Hause kommen würdest. Es war der Anfang vom Ende. Als du auf dem Tisch im Röntgenraum beim TA lagst, betäubt, damit du nicht mehr krampfen musstest, als ich dich dort streichelte und meine Hand vor deine Schnauze hielt, damit du meinen Geruch erkennen und beruhigt sein konntest, da wusste ich es. Es war so klar. Ich wollte dich nicht leiden lassen. Du solltest in Würde gehen können. Ich war plötzlich stark. Für dich, für uns. Und dann, als du nach der Entscheidung und nach unserem Abschied die Spritze bekamst, gingst du so schnell, als ob du nur darauf gewartet hättest, dass ich dich endlich endlich in Ruhe ziehen lassen konnte und dich freigeben würde. Als ob du nur mir zuliebe so lange gewartet hättest. Ich wusste dann auch, dass es nun gut ist für dich. Dass es das Richtige war. Dass ich nun keine Angst mehr um dich und vor dem Abschied haben musste. Es war klar.
Aber irgendwie war alles auch so unwirklich. Es war so schnell gegangen. Von einem Morgen mit dir und Livi in der Routine der Krankheit zu einem Mittag und Abend und überhaupt meinem weiteren Leben ohne dich. Zuhause suchte ich im Gras, auf dem du die Tage vorher noch gelegen warst, deine Haare zusammen, genauso auf dem Sofa, dem Teppich, an den Klamotten. Ich suchte nach Spuren von dir, nach Dingen, an denen ich mich festhalten konnte. Ich suchte alle Fotos von dir zusammen, jeden Schnappschuss der letzten Zeit, aber auch deines ganzen Lebens in der Hoffnung, irgend ein Bild zu finden, das neu war, das mir Neues von dir zeigte. Doch es war vorbei. Du warst weg. Ich wusste, es war richtig, aber dennoch musste ich lernen, ohne dich zu sein. Jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick. Ich rechnete immer: „Gestern um diese Zeit war sie noch da, da haben wir das und das gemacht…“ Jeden Donnerstag Morgen war ich unfähig, an etwas anderes zu denken als an unserern Abschied. Das ging so bis das erste Jahr vorbei war. Dann wurde es etwas besser. Aber an manchen Tagen holt mich die Trauer und der Schmerz über das, was ich verloren habe, was geschehen ist, ein und dann weine ich. So wie jetzt.
Ich vermisse dich. Aber ich weiß, dass es dir gut geht, dass du ab und zu da bist und dass du insbesondere über Livi wachst. Livi, die auch einen großen Platz in meinem Herzen eingenommen hat und die jetzt auch ein Kind von mir ist. Ich weiß, du findest es in Ordnung. Ich weiß, wir werden irgendwann wieder zusammen sein. Ich liebe dich. Meine Emma, mein Engel, mein Sonnenschein, mein Ein und alles, meine Prinzessin, mein Kind. Emmali.
Forever with me.