Gestern war große Aufregung angesagt und traurig war es auch. Seit einigen Wochen haben wir immer mal wieder einen Igel abends kurz nach neun über die Terrasse laufen sehen, der dann die zwei Steinstufen in den Garten geklettert ist und verschwand.
Die beiden Abende vor dem gestrigen Tag hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Dafür hatte es tagelang geregnet. Und zwar so stark, dass ich nur immer kurz abends die Hunde in den Garten gelassen hatte und auf der Terrasse gewartet habe bis sie wieder reinkamen. Vorgestern abend wollte dann Trixie in einer Regenpause plötzlich alleine raus. Sie war dann so 5-10 Minuten unterwegs, bellte auch mal, was bei ihr nichts ungewöhnliches ist und kam dann wieder rein. Das gleiche Spiel am Morgen und auch in der Mittagspause. Nur, in der Mittagspause traf ich Trixie dann an, wie sie einen kleinen zusammengerollten Igel, der auf dem Rasen lag, beschnupperte.
Ich lief dann raus und fand noch einen anderen kleinen Igel, der sich gerade räkelte als ob er aufwacht und sich streckt.
Da ich mich mit Igeln nicht auskenne, rief ich meine Schwester an, die schon einige Igelkinder aufgepäppelt hat. Sie war sofort alarmiert, weil Igelkinder niemals untertags alleine mitten auf dem Rasen rumlaufen. Entweder suchten sie ihre Mutter, die womöglich umgekommen ist oder sie wurden gewaltsam aus ihrem Nest geholt. Sie riet mir, die beiden in einen Karton mit Luftlöchern zu packen und in eine Igelstation zu bringen. Gesagt – getan: Mit Gartenhandschuhen nahm ich erst den einen ganz vorsichtig hoch. Er bewegte sich nicht und als ich sah, dass er am Rücken und im Gesicht blutige Stellen hatte, vermutete ich, dass er tot sei.
Der andere aufwachende war eindeutig lebendig. So bettete ich sie in Küchentuch in den Karton und brachte sie nach vorherigem Anruf auf der Notafallnummer im Tierheim vorbei, welches eine Igelstation hat. Dort sagte man mir, dass ich falls ich noch mehr Igelbabies fände, diese auch vorbeibringen sollte. Kurz bevor das Tierheim schloss, erkundigte ich mich noch telefonisch nach dem Wohlbefinden der beiden Findelkinder. Wie befürchtet war der eine Igel schon tot gewesen, der andre lebte.
Nach Feierabend ging ich mit den Hunden in den Garten, Trixie sicherheitshalber angeleint und suchte. Trixie schnüffelte wild auf dem Rasen umher, immer im Zickzack, wollte aber nicht irgendwo bestimmtes hin. Ich habe ja befürchtet ob Trixie womöglich die beiden Babies aus dem Nest geholt hat. Aber da sie auch keine Stachelverletzungen hat, kann es ja auch sein, dass es ein Fuchs war. Wir leben ja am Ortsrand zu den Feldern hin, unser Garten ist eher ein Naturgarten, so dass es viele Möglichkeiten gibt. Auch heute morgen das gleiche Spiel. Aber ohne Ergebnis. Ich habe auch vorsichtig unter Sträucher, Blätterhaufen und alte Wurzeln geschaut und nichts gefunden. Meine Schwester meint wegen der Verletzungen des verstorbenen Igelkindes, sei es wahrscheinlicher, dass die Igelmama noch lebt und dass die Babies aus dem Nest gerissen wurden. Sie hat inzwischen wahrscheinlich ein neues Versteck gesucht mit den restlichen Babies. Ich selbst bin sehr traurig, dass ich es nicht geschafft habe, in meinem eigenen Garten eine Igelfamilie vor dem Tod zu bewahren. Wäre ich nur trotz des Regens auf den Rasen gegangen, dann hätte ich die beiden sicher früher gefunden und sie würden beide noch leben. Auf jeden Fall werde ich die Hunde in nächster Zeit nicht unbeaufsichtigt raus lassen.
Bei Durchsicht der Fotos habe ich übrigens festgestellt, dass das überlebende Igelchen ein Buchs-Blatt in seinen Falten hat. Daher schätze ich, dass sich das Nest in der Buchs-Hecke befindet.
Ich bete und hoffe, dass die anderen Igel alle wohlauf sind und dass sie nun ungestört ihre Kleinen aufziehen können. Ins Gebüsch, wo ich die anderen Igel vermute, habe ich jedenfalls erzählt, dass das eine Baby leider über dem Regenbogen ist, dass aber das andre in Sicherheit sei. Ich hoffe, die Igelmami hat es gehört und verstanden.
Forever with me.