Bis wir Livi kennen lernten, war Tierschutz für mich ein Begriff, hinter dem sich radikale Aktivisten verbargen. Leute, die Pelzmäntel besprühen, Tiere aus Versuchslaboren befreien etc. Eigentlich eine gute Sache, aber nichts, mit dem ich im Alltag etwas anfangen konnte. Außerdem gab es zwar Tierheime, und das war eine gute Sache, aber das wars dann aber auch.
Als wir beschlossen, einem älteren Labrador ein Zuhause zu geben, also keinem Welpen, durchstöberte ich das Internet. Wir fanden Kleinanzeigen und ein oder zwei Seiten von Tierschutzvereinigungen, die uns interessant vorkamen. Ältere Labradors bei Züchtern fand ich nicht. Wir stießen dann auf Livi. Sie stand bei einem Tierschutzverein unter „Zuhause gesucht“. Ich verliebte mich spontan in ihr Bild.
Nach einigem Überlegen, sendeten wir eine Anfrage für sie. Es folgte das Ausfüllen eines Bewerbungsformulares und mehrere Telefonate mit Livis Pflegemami. Außerdem wurden wir „vorkontrolliert“. Das bedeutet, dass jemand von besagtem Tierschutzverein mit uns einen Termin vereinbarte, um uns zu besuchen. Man wollte uns kennen lernen und sehen, wie wir leben und ob wir in der Lage sind, einem Hund ein artgerechtes und liebevolles Zuhause zu geben. Das alles verlief positiv und so durften wir Livi in ihrer Pflegefamilie besuchen. Ein ausführlicher Bericht zu der Geschichte mit Livi folgt unter der Kategorie „Livi“. In der Pflegefamilie fanden wir Livi mit ihren Welpen vor. Livi war sehr ängstlich und apathisch. Wir wollten mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Ihre Pflegemami erzählte uns dann, den blanken Horror: Livi stammt von einer Vermehrerfarm in Holland. Dort werden Hunde aller gefragten Rassen in Verschlägen auf engstem Raum gehalten. Sie bekommen minderwertiges Futter und nur minimale tierärztliche Versorgung. Die Hündinnen werden ab der ersten Läufigkeit so oft wie möglich gedeckt, um das öfter als 2x im Jahr zu ermöglichen, bekommen sie Hormone. Die Hundbabies werden dann viel zu früh ihrer Mutter weggenommen und auf Märkten in Zoohandlungen oder übers Internet verkauft. Oft sterben die Kleinen, weil sie krank sind. Das Muttertier wird bis zur nächsten Läufigkeit sich selbst überlassen, dann geht das alles von vorne los. Bis die Hündin verbraucht ist oder krank wird. Dann wird sie getötet oder wenn sie Glück hat, an Tierschutzorgas verkauft. Den Welpen, die zu alt zum Verkaufen werden, geht es ebenso. Getötet werden die Hunde meist nicht per Spritze, sondern sie werden erschlagen. Das heißt, ihr Leben besteht aus Angst, Schmerzen, Trauer, Krankheit. Sie kennen nichts außer ihren Verschlägen. Die Hündinnen sterben teilweise auch qualvoll an vereiterten Gebärmutterentzündungen oder Krankheiten, die nicht behandelt werden. Das kostet ja Geld… Eine Hundehölle. Grausam. Entsetzlich. unfassbar.
Livi war von einer Tierschutzorga mit vielen anderen Retrievern freigekauft worden und in ihre Pflegestelle gebracht worden. Dort stellte man fest, dass sie trächtig war. Ihr Glück, dass der Vermehrer das nicht vor dem Verkauf bemerkt hatte. Denn sonst wäre sie in der Hölle geblieben und wahrscheinlich dort gestorben, denn sie war in ziemlich schlechtem Zustand angekommen.
Wir waren entsetzt. Ich hatte mir so etwas nicht vorstellen können. Zuhause recherchierte ich im Internet. Allerdings findet man nicht sooo viel darüber. Mein Interesse war geweckt. Seitdem unterstütze ich verschiedene Tierschutzorganisationen.
Unabhängig davon stand unser Entschluss aber fest, Livi zu adoptieren und ihr ein richtiges Leben zu bieten…
Infos über Vermehrerfarmen findet man inzwischen auch als Videos und auf den verschiedenen Tierschutzseiten. Vermehrerfarmen gibt es in jedem Land. Manche behandeln die Tiere anständig, andere, wie Livis Ursprung, sind die Hölle.