Nachdem wir den Entschluss gefasst hatten, einen Hund zu adoptieren, weil wir nämlich Verantwortung übernehmen wollten, ging es zunächst um die Rasse. Golden Retriever waren das Erste, was wir gut fanden. Freundlich, leicht zu erziehen, wasserliebend, perfekt. Wir kauften uns daher ein Buch über diese Rasse und fanden heraus, dass es auch Labradors gibt. Ich hatte diese Hunde in Frankreich oft gesehen, sie wunderschön gefunden, quasi den klassischen Hund. Jedoch war ich der Meinung, es seien Mischlinge. Nun wurde ich eines Besseren belehrt. Da Labradore mit dem kurzen Fell pflegeleichter waren und sie mir optisch sowieso gefielen, stand fest: Ein Labradormädchen sollte es werden. Ein Mädchen deshalb, weil diese verschmuster sind, nicht 400 mal pinkeln beim Spazierengehen und auch nicht immer nach läufigen Hündinnen jammern oder gar streunen. Da wir wie schon einmal erwähnt, zu wenig über den tatsächlichen Tierschutz wussten, wo man nämlich durchaus auch Rassewelpen bekommt, sahen wir uns beim Labrador-Züchter-Verband um. Das sind seriöse Züchter, die sich zu einem Verband innerhalb Deutschlands zusammengeschlossen hatten.
Wir fanden schnell eine Züchterin in unserer Nähe (wenn es damals auch noch sehr wenige Labrador-Züchter überhaupt gab im Gegensatz zu heute, wo jede Woche Hundewelpen aller Rassen in der Zeitung inseriert werden). Die Babies waren noch nicht da, sondern die Hundemama erst trächtig, aber sie wollte uns kennen lernen, und wir die Hündin. Wir fuhren in den Schwarzwald und trafen eine nette junge Frau mit einer zauberhaften Hündin. Nach längerem Gespräch, in welchem die Züchterin uns interviewte im Hinblick auf unsere Vorstellungen von Hundeerziehung, unsere Einstellung zu Hunden, wie wir sie erziehen würden, wie lange der Hund alleine sei usw. versprach sie uns, dass wir einen Welpen bekommen würden, sobald die Babies da seien und alt genug waren. Wir waren überglücklich und schmiedeten Pläne…Reichten Urlaub für die entsprechende erste Zeit ein, kauften uns Welpen-Erziehungsbücher, sicherten dieWohnung ab (Steckdosen abdichten, Kabel abkleben, Balkon dichtmachen…).
Ein paar Wochen später, am 17. Mai 1999 rief die Züchterin uns an und teilte mit, dass ihre Hündin leider nur scheinträchtig gewesen sei, es gab keine Babies. Ich war todunglücklich, während mein Partner eher fand, dass das nun Schicksal sei, es würde sich sicherlich irgendwann wieder eine Chance ergeben.
Aber so schnell gab ich nicht auf. Ich durchforstete das damals noch recht karge Internet nach Labrador-Züchtern und mailte jeden an, der Welpen erwartete oder hatte. Leider waren Labbis damals noch so selten, dass es schwierig war. Die Mädels waren alle schon im Voraus fest reserviert. Viele Züchter waren auch einfach zu weit weg, und da sie die zukünftigen Hundeeltern vorher kennen lernen wollten, was ja verständlich ist und auch zu empfehlen ist, gestaltete es sich nicht leicht. Ein Züchterin in Bayern schickte uns einen 6-seitigen Fragebogen zum Ausfüllen. Falls der positiv war, könnten wir eine Welpin im nächsten Wurf reservieren. Einmal rief ich auf eine Zeitungsanzeige an. Sehr seltsam: Ein Mann fragte, was man für einen Welpen wolle, er würde sie dann nächste Woche mitbringen. Aber da ich aufgeklärt war, sagte ich, dass ich gerne die Mutter und das Zuhause des Welpen sehen würde, um mir ein Bild zu machen, wir würden auch gerne hinfahren. Das lehnte er ab. Das ginge nicht, weil das seine Tochter sei, die die Hunde züchte und sie wolle keinen Besuch usw. Entweder er bringe den Hund mit oder es ginge nicht. Ein klarer Fall von Welpenhändlern, wovor man auch damals schon gewarnt wurde. Ich lehnte dankend ab.
Am 18. Mai vormittags entdeckte ich unter den seriösen Züchtern schließlich im Internet die Meldung eines brandneuen Wurfs bei den Sunshine Queens, einer Züchterin. Ich rief an und hatte eine freundliche, leicht müde klingende Dame am Telefon, der ich erzählte, dass ich auf der Suche nach einem Baby-Mädchen sei. Sie sagte, dass das wohl Schicksal sei, denn in der letzten Nacht habe ihre Hündin ein Überraschungsbaby zusätzlich geworfen, ein Mädchen. Wenn wir sie wollten, würde sie uns gerne kennenlernen und zwar in drei Wochen…
Ich war total begeistert, sagte zu und freute mich unendlich. Bis zu dem Besuchstermin telefonierte ich ein paar Mal mit der Dame um zu hören, wie es der Kleinen ging. Sie gedieh prächtig und sei sehr neugierig und lebhaft.
Endlich kam der Tag des Besuchs. Es war eine Fahrt von drei Stunden. Als wir in dem kleinen ländlichen Ort ankamen, waren wir sehr gut vorbereitet. Wir waren darauf gefasst, Fragebögen ausfüllen zu müssen und auf Herz und Nieren geprüft zu werden. Als wir aufs Haus zuliefen, ging die Tür auf und drei erwachsene Labradors kamen raus und sprangen auf uns zu. Wir ließen alles fallen und setzten uns erst mal auf den Boden um sie zu begrüßen. Danach wurden wir ins Haus gebeten, wo dann die Hundemami mit den Babies in einer Wurfkiste lag. Die Kleinen fiepten und wuselten übereinander. Es war das Paradies! Als wir eine Weile gesessen und uns unterhalte hatten und natürlich nebenher die großen Hunde gestreichelt hatten, stand die Züchterin auf, holte das Kleinste der Babies aus der Kiste und setzte es auf den Tisch: „Das ist Ihr Hund“ sagte sie.
Das war Emma. Wir waren ziemlich perplex, dass das so einfach ging. Sie erklärte uns, dass sie schon jahrelang erfolgreich züchtete und dass sie es aufgegeben habe, mit Fragebögen die Leute theoretisch zu befragen. In der Praxis seien sie dann ungeeignet. Sie hätten uns getestet, indem sie die großen Hunde auf uns losgelassen hatten und unsere Reaktion sahen. Wir hätten das Herz am rechten Fleck und wenn man so weit reise, um einen Hund auch nur kennen zu lernen, reiche ihr das als Empfehlung. Es seien wohl vorher Leute dagewesen, die dann geschrien hätten, man solle die Hunde wegnehmen oder andere, die sie nicht streicheln wollten. Wir aber, die wir erst mal glücklich auf dem Boden gesessen hätten, hätten die Einstellung gezeigt, die sie gut fand. Ich durfte dann Emma (die aber damals noch ihren Wurfnamen Jodie hatte) auf den Arm nehmen.
Sie war so winzig und klein und zerbrechlich. Während ihre Geschwister alle schon größer waren und dicker und wie richtige Hundebabies aussahen. Das liege daran, dass Emma/Jodie die Nummer 9 im Wurf sei, eben ungeplant, und dass die Muttermilch nicht ausreichen würde, um alle zu säugen. Daher bekam Emma auch noch ihr Fläschchen.
Ich konnte es kaum fassen, ich war so glücklich und entwickelte ab diesem Zeitpunkt Muttergefühle für die Kleine.
Jedenfalls besprachen wir dann den Preis, wann wir sie abholen würden, wie wir sie am besten an das Alltagsleben gewöhnen würden und und und. Nach ca. 3 Stunden fuhren wir wieder nach Hause und voller Erwartungsfreude. Emma würde in der zweiten Juli-Woche, also mit ca. 8,5 Wochen bei uns einziehen. Dies war der Beginn einer unendlich schönen Beziehung. Die Vebindung zwischen Emma und mir. Forever with me.